Grödner Holzschnitzereien

Grödner Holzschnitzereien haben eine lange Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Ihre Blütezeit erlebte die Handwerkskunst aus dem Südtiroler Grödnertal im Barock, als die geschnitzten und oft aufwändig kolorierten oder blattvergoldeten Sakralfiguren und Altarelemente aus den Werkstätten der Grödner Holzschnitzereien in ganz Europa den Ruf höchster Kunstfertigkeit genossen. Hauptauftraggeber waren die katholische Kirche beziehungsweise die einzelnen Pfarrgemeinden, die ihre Kirchen und Kapellen mit sakralem Bild- und Figurenschmuck ausstatten ließen.

Im abgelegenen Dolomitental Gröden konnte sich auf diese Weise ein Kunsthandwerk entwickeln, das im 18. Jahrhundert bereits zum Inbegriff für barocke Kirchenkunst geworden war. Durch die von Generation zu Generation weitergereichten Kenntnisse in der Holzschnitzkunst entwickelten sich Künstlerdynastien von Bildhauern, Malern und Illustratoren, deren Wohlstand es bald erlaubte, die zur Nachfolge bestimmten Familienmitglieder zur Ausbildung in die Zentren der Kunst bis nach Rom oder Wien zu schicken.

Die künstlerische Vielfalt und Perfektion der Grödner Holzschnitzereien aus drei Jahrhunderten lässt sich für Besucher im Museum Gröden in St. Ulrich bewundern. In moderner Zeit spielte die sakrale Kunst in den Grödner Werkstätten eine immer kleinere Rolle. Doch bessere Verkehrsanbindungen und die Erschließung der Südtiroler Bergwelt für den Tourismus eröffneten den Grödner Holzschnitzereien eine neue Perspektive.

Heute fertigen die Künstlerfamilien vom Grödnertal neben den nach alten Vorlagen gestalteten Madonnen, Engeln und anderen Sakralfiguren auch natürliche Holzspielsachen, Schachspiele, liebevoll bis ins kleinste Detail gestaltete Krippenfiguren und Krippen sowie Pendel- und Kuckucksuhren. Dank der Verbindung von überlieferten Traditionen mit neuen kreativen Ideen ist es den Grödner Holzschnitzereien gelungen, ihr altes Kunsthandwerk zu neuer Blüte zu bringen.